Die römisch-katholischen Kirchen aus Hermannstadt

Die Stadtpfarrkirche

Unter den Bauten des 18. Jahrhunderts auf dem Großen Ring von Hermannstadt nimmt die katholische Stadtpfarrkirche den Vorrang ein. Obwohl sie relativ spät errichtet wurde, fügt sich dieses Bauwerk mit seinem unaufdringlichen Barockstil harmonisch in das Stadtbild ein.
Nachdem im Jahre 1543 in Hermannstadt die Reformation durchgeführt wurde, blieb die Stadt beinahe 150 Jahre lang ohne katholische Kirche. Die vormals katholischen Gotteshäuser dienten nun dem evangelischen Gottesdienst.
Als aufgrund des Leopoldinischen Diploms, herausgegeben im Jahre 1691, österreichische kaiserliche Truppen in Hermannstadt einzogen, kamen mit diesen auch katholische.
Militärgeistliche in die Stadt. Für das Militär gestattete man katholische Gottesdienste in der so genannten „Schneiderlaube“ auf dem Großen Ring, die sich ungefähr dort befand, wo heute die katholische Stadtpfarrkirche steht. Im Laufe der Zeit wurden auch Offiziere und Verwaltungsbeamte mitsamt ihren Familien in Flermannstadt ansässig, so dass eine kleine katholische Kirchengemeinde entstand.
Der Erzbischof von Gran-Esztergom betraute im Jahre 1708 die Jesuiten mit der Seelsorge dieser Pfarrei. Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit dem evangelischen Magistrat konnte endlich mit dem Bau einer katholischen Pfarrkirche begonnen werden. Am 4. Juli 1726 fand die Grundsteinlegung statt und am 13. September 1733 wurden, so dass das Innere der Kirche mutmaßlich viel heller war als heute, nachdem zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die alten Butzenscheiben mit farbenprächtigen Kirchenfestern in Glasmalerei ausgewechselt wurden. Die Nebenaltäre sind größtenteils noch aus der Erbauungszeit der Kirche erhalten geblieben; völlig unverändert steht bis heute noch der St. Josefsaltar, dessen Altar-bild in der Gründungszeit geschaffen wurde. Er-wähnenswert sind auch die massiven barocken Beichtstühle mit Intarsien, die ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Im Jahre 1904 malte der Münchener Kunst-maler Ludwig Kandier die Innenwände der Kirche aus. 1977 wurde diese Malerei gereinigt und erneuert. Die Orgel auf der Empore stammt aus dem Jahre 1860 und ist ein Werk des Wiener Orgelbauers Karl Hesse.
Das an die Stadtpfarrkirche angebaute und im Jahre 1739 fertiggestellte ehemalige Jesuitenkolleg hat, ebenso wie diese, den Rang eines historischen Baudenkmals und dient heute als Pfarrhaus.
Zu erwähnen ist außerdem, dass sich im Innenhof des Pfarrhauses die Statue des hl. Johannes Nepomuk befindet, die ursprünglich vor der Kirche auf dem Großen Ring stand. Im Jahre 1948 entfernten die kommunistischen Machthaber diese Statue. Sie lag jahrzehntelang im Hinterhof des Brukenthalmuseums, bis sie im Jahre 1987 auf Bemühen des damaligen Stadtpfarrers Otto Nutz restauriert werden konnte und im Hof des Pfarrhauses ihren Platz fand.
Die katholische Pfarrgemeinde besteht aus Gläubigen, die drei Nationalitäten angehören. Dieser Umstand bringt es mit sich, dass in der Stadtpfarrkirche die Gottesdienste alternativ in drei Sprachen gefeiert werden, da jeder Gläubige ein Recht darauf hat, das Wort Gottes in seiner Muttersprache zu hören. So darf unsere Pfarrgemeinde als ein kleines Abbild der Weltkirche betrachtet werden, die umfassend ist und allen Menschen offen steht so, wie der Herr der Kirche, Jesus Christus, es wollte.

Die Ursulinenkirche

Die heutige Ursulinenkirche war ursprünglich die Kirche eines Dominikaner-klosters. Das alte Kloster wurde im Jahre 1474 aus Sicherheitsgründen aufgelassen, da es sich außerhalb der Stadtmauern befand und folglich den Mönchen während feindlicher Belagerung nicht genügend Schutz bot.
Daraufhin wurde innerhalb der Stadtmauern ein neues Kloster samt Kirche im gotischen Stil erbaut: im Jahre 1734 wurden diese Gebäude den Ursulinenschwestern überlassen. Durch reiche Schenkungen hatte die Kaiserin Maria Theresia es den Klosterfrauen ermöglicht, die Kirche im Stile jener Zeit umzubauen. So erfuhr das alte Bauwerk Umänderungen mit barocken Stilelementen, und heute noch zeigt der hohe, helle Raum, welch schöne gotische Hallenkirche er vormals gewesen sein muss. Nur das Portal ist bis heute in gotischem Stil unverändert geblieben, sowie auch die wertvolle gotische Skulptur aus Lindenholz einer Madonnenstatue aus dem 15. Jahrhundert, die früher wahrscheinlich den Mittelschrein eines gotischen Flügelaltares geziert hatte. Ebenso ist auch eine gotische Seitenkapelle erhalten geblieben.
Das Kloster wurde zu wiederholten Malen umgebaut und vergrößert und beherbergte eine Mädchenschule, die einen sehr guten Ruf besaß, sodass nicht nur katholische Eltern ihre Töchter dieser Schule anvertrauten.
Das kommunistische Regime löste im Jahre 1949 das Kloster auf, die Ordensschwestern wurden vertrieben und der gesamte Besitz des Klosters wie auch der Schule wurde widerrechtlich enteignet und verstaatlicht. Durch mangelhafte Bewirtschaftung befindet sich das ehemalige Ursulinenkloster heute in einem schlechten baulichen Zustand.
Im Jahre 2004 wurde staatlicherseits das Kloster der Erzdiözese zurückerstattet.

 

Die Franziskanerkirche

Die heutige Franziskanerkirche war im Mittelalter ursprünglich die Klosterkirche der Klarissen, eines strengen weiblichen Zweiges des Franziskanerordens. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, die Kirche diente lange Zeit als Korn und Mehlmagazin und verfiel langsam.
Im Jahre 1716 gelang es dem damaligen Kommandierenden General, Graf Stefan Steinville, vom Magistrat die Genehmigung für die Niederlassung des Franziskanerordens in der Stadt zu erwerben. Die ehemalige Kirche sowie das Kloster der Kla¬rissen wurde den Franziskanern übergeben. Am 13. Juni 1716, am Fest des hl. Antonius von Padua, konnte der Hausobere P. Anton Schirmer in der notdürftig hergerichteten Kirche die erste heilige Messe feiern.
Die ursprünglich gotische Kirche wurde mit barocken Stilelementen ausgestattet, auch das Klostergebäude erfuhr mehrfache Umbauten und Erweiterungen. Im Besitz der Franziskanerkirche befindet sich zudem eine wertvolle gotische Holzplastik der Madonna.
Die Franziskanermönche übten in der Stadt Seelsorge aus und erfreuten sich seitens der Gläubigen einer großen Beliebtheit.
Im Jahre 1949 löste das kommunistische Regime das Kloster auf, die Ordensleute wurden in ein Lager deportiert, das Haus wurde widerrechtlich enteignet.

Die Kreuzkapelle

Bereits vor dem Jahre 1242 befand sich in Hermannstadt außerhalb der Stadtmauern ein Dominikanerkloster. Im Jahre 1417 schuf der österreichische Bildhauer Peter Lantregen, wahrscheinlich für die Klosterkirche, aus einem Monolith ein monumentales Kruzifix mitsamt den zwei Nebenfiguren Maria und Johannes.
Weil das Dominikanerkloster außerhalb der Stadtmauern allen feindlichen Einfällen ausgesetzt war, verließen die Mönche im Jahre 1474 das Kloster und errichteten in der Stadt eine neue Niederlassung, die heutige Ursulinenkirche. Nachdem das alte Dominikanerkloster und die Kirche 1659 zer¬stört wurden, blieb das monumentale Kruzifix dort liegen, aber schon im Jahre 1683 ließ der Magistrat das große Steinkreuz vor dem Elisabethtor wieder aufrichten und ein offenes Gewölbe darüber bauen. Im Jahre 1755 ließ der siebenbürgische Hofrat Martin Wanket von Seeberg eine Kapelle über dem Kruzifix und dem Gewölbe errichten, in der Form wie sie auch heute noch auf dem Bahnhofsplatz steht.

 

Die Pfarrkirche „Theresianum“

Aufgrund des Erlasses der Kaiserin Maria Theresia zur Armutsbekämpfung, begann der Jesuitenmönch Theofil Delpini bereits im Jahre 1765 die Waisenkinder der Stadt zu sammeln und sie in einem riesigen Gebäude unterzubringen das unbewohnt in der Nähe des linken Zibinsufers stand. Durch das Kaiserliche Diplom vom 25. März 1770 gründete Maria Theresia in diesem Hause unter dem Namen „Orphanotropium Regium Theresianum Catholicum Cibiniense“, ein Institut zum Schutz von elternlosen Kindern. Im Hinblick auf die religiöse Erziehung der Waisenkinder, ließ die Kaiserin Maria Theresia in den Jahren 1767-1771 unmittelbar neben dem Institut eine Kirche errichten, die heute unter dem Namen „Pfarrkirche des Stadtteils Theresianum“ oder „der Unterstadt“ bekannt ist. Die vom Architekten Leopold Grossmann errichtete Kirche wurde am 1. September 1781 durch den Bischof Siebenbürgens, Batthány Ignác, konsekriert.
Die Kirche ist dem Fest „Mariä Heimsuchung“ - dem Besuch der Jungfrau Maria bei ihrer Base Elisabeth - geweiht; demzufolge findet alljährlich das Kirchweihfest am 2. Juli statt.
Die Architektur der Kirche ist im sogenannten „Zopfstil“ gehalten, eine Stilstufe im Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. Der Bau besteht aus drei Schiffen. Über den beiden Seitenschif-fen befindet sich je ein gewölbter Korridor.
Der Hauptaltar hat die Form einer Burg. Die Seitenaltäre sowie die Kanzel stammen noch aus der Bauzeit der Kirche.
Die Altarbilder der Kirche wurden von der Kaiserin Maria Theresia gestiftet und im Jahre 1781 in Wien gemalt.
- Das Bild des Hauptaltares zeigt die Jungfrau Maria, den Kopf der Schlange zertretend;
- der südliche Seitenaltar ist eine Darstellung der Herzverwundung durch einen Seraph der heiligen Theresa von Avila;
- der nördliche hingegen zeigt die Stigmatisierung des heiligen Franziskus von Assisi auf dem Berg Alverna.
Der Direktor des Waisenhauses war jeweils auch der Pfarrer der Kirche und wohnte innerhalb des Institutes. Im Jahre 1949 wurde das Waisenhaus nationalisiert und der Pfarrer unter Anwendung von Gewalt evakuiert. So fand die zweihundertjährige Geschichte eines so notwendigen und nützlichen Institutes seinen Abschluss.
Zu erwähnen wäre noch die Büste der Kaiserin Maria Theresia, die zu Ehren der Gründerin dieser Niederlassung aufgestellt wurde, und die sich auch heute noch daselbst befindet, außerdem die barocken Portale des Gebäudes.

 

Die Kapelle der„Heiligen Elisabeth von Thüringen“ im Lazarett - Viertel

ln früheren Jahrhunderten forderten die immer wieder auftretenden Seuchen und Pestepidemien zahllose Opfer in den verschiedensten Teilen der Welt. Zwischen den Jahren 1531 und 1795 wurde Hermannstadt zwanzig Mal von der Pest heimgesucht. Um der Verbreitung der Krankheit Einhalt zu gebieten, wurden die Kranken in Pesthäusern isoliert. Sowohl die Zünfte als auch die Nachbarschaften beschlossen, außerhalb der Stadt, auf der sogenannten „Seuchenwiese“ vor dem Elisabethtor, solche Pesthäuser zu errichten. So wurde zwischen den Jahren 1718-1720 das sogenannte „Lazarett“ erbaut.
Im Laufe der Zeit gingen die Gebäude des Lazaretts in den Besitz des Sozialfonds über und blieben lange Zeit unbewohnt. Schließlich wurden sie Obdachlosen zur Verfügung gestellt.
Im Jahre 1865 wurde das Elisabethtor niedergerissen und somit der Weg frei, der von der Unterstadt nach Hammersdorf führte. Auf der ehemali¬gen „Seuchenwiese“ entstand ein Viertel, das den Namen „Lazarett“ beibehielt und von Arbeitern aus dem Szeklerland besiedelt wurde, die zumeist aus der Gegend von Odorheiu Secuiesc - Szekelyudvarhely kamen. Im Hinblick auf deren geistlichen Begleitung wurden im Jahre 1931 der römisch-katholischen Diözese drei Gebäude der ehemaligen Pesthäuser mitsamt den dazugehörigen Grundstükken zur Verfügung gestellt; eines der drei Gebäude wurde als Kapelle ausgestattet. Im Jahre 1939 nahm der Domherr Käszoni Alajos die Weihe dieser Kapelle vor und stellte sie unter den Schutz der heiligen Elisabeth von Thüringen. Im Jahre 1969 wurden die Wände, das Dach sowie das Türmchen der Kapelle erhöht.
In der Mitte der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts ließen sich in diesem Stadtteil mehrere ka-tholische Familien aus der Moldau nieder, zu deren geistlichen Betreuung die Gottesdienste außer in ungarischer, auch in rumänischer Sprache gefeiert werden.

Szemle

 

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